Catherina Godwin (* 12. Mai 1884 in Straßburg, † 27. Mai 1958 in Baden-Baden) war das, was man heute eine „Edelfeder“ nennen würde. Sie schrieb Romane und Erzählungen, verfasste Reiseberichte für die Tagespresse, veröffentlichte in der Jugend und im Simplicissimus, in Wilhelm Herzogs Forum und Hermann Hesses März, in der Bunten Truhe und in den Weissen Blättern. Sie pflegte das Image einer distinguierten Mondäne und inspirierte die sexualwissenschaftliche Forschung, sie ließ sich in der Dame mit philosophisch inspirierten Mode-Essays vernehmen, sie verkehrte mit den großen Autoren und Verlegern ihrer Zeit, war mit den Familien von Thomas und Heinrich Mann, mit Erich Mühsam und Carl Georg von Maaßen befreundet. Kritiker ersten Ranges von Annette Kolb über Kasimir Edschmid bis hin zu ihren Entdeckern Franz Blei und Hans von Weber zollten ihr Respekt, stellten sie zu den größten Schriftstellerinnen des Landes, nannten sie einen weiblichen Peter Altenberg und lobten ihren Intellekt. Sie war im PEN aktiv und gehörte gemeinsam mit Thomas Mann dem Literaturbeirat der Stadt München an.
Ihr Name war ein Pseudonym. Ihre wahre Identität wusste Catherina Godwin über einen Zeitraum von 25 Jahren, in dem sie zu den bekanntesten deutschen Literatinnen zählte, hervorragend geheimzuhalten – und darüber hinaus, denn bis heute liegt noch nicht einmal eine Kurzbiographie von ihr vor. Sie wohnte in München in Pensionen, wechselte ständig die Verleger und lieh ihre Feder Zeitschriften und Magazinen, die über das gesamte Reichsgebiet und darüber hinaus verteilt lagen. Mit Aufkommen des Nationalsozialismus zog sie sich mehr und mehr ins Privatleben zurück und betrieb in der Idylle eines kleinen Kurortes ihre eigene Art der inneren Emigration, aus der sie nie zurückkehren sollte.
Bis heute hat die Literaturwissenschaft sehr wenig über Catherina Godwin herausgefunden; noch dazu sind viele der Angaben, die man in Standardwerken findet, falsch. Sicher liegt im Fehlen biographischer Hintergründe eine der Ursachen dafür, dass sie von der Literaturwissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend ignoriert und von den Lesern vergessen wurde. Ich finde, das hat sie nicht verdient. Auf dieser Seite möchte ich deshalb ein wenig Licht auf die vielleicht modernste Schriftstellerin des deutschen Expressionismus werfen und hoffe, den einen oder anderen Historiker oder Philologen für Lebensweg und Werk dieser faszinierenden Autorin zu begeistern.