Lebensläufe der Familien Studemund und Wurster-Wester

Louis Wurster

* 02.04.1853 · † 05.11.1898

Louis Wurster war der älteste Sohn des Tuchfabrikanten Ludwig Wilhelm Gottlieb Wurster aus Wangen/Stuttgart und der Elisabeth Wagner aus Weidenthal bei Neustadt an der Weinstraße. Er war ein Onkel mütterlicherseits von Catherina Godwin.

Seine frühe Kindheit verlebte Louis Wurster in Weidenthal, wo auch sein Bruder Casimir (*1854) sowie seine Schwestern Elisabeth (*1856) und Marie (*1858) zur Welt kamen. Als er sechs Jahre alt war, zog die Familie nach Straßburg, wo Louis die Schule besuchte und an der nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 neu gegründeten Universität einige Vorlesungen im Fachbereich Jura hörte.

Anfang 1873, mit 19 Jahren, wanderte Louis Wurster in die Vereinigten Staaten aus. Sein Einbürgerungsantrag datiert vom 2. April 1873. Er lebte in New York und betätigte sich als Wollhändler. Am 2. April 1878 wurde er amerikanischer Staatsbürger. Seine Adresse lautet zunächst 290 Hicks Street, Brooklyn. 1880 wohnte er 30 E 33rd Street in Murray Hill, Manhattan.

In der Folgezeit führte sich Louis Wurster erfolgreich in der New Yorker Gesellschaft ein, auch in Club Men of New York: Their Occupations, and Business and Home Addresses (1897) ist er aufgeführt. Zu seinen engsten Freunden zählten der spätere Präsident der Staten Islands Savings Bank, Chas. F. Zentgraf (Carl Friedrich Constantin Zentgraf, 1841–1907) und Paul M. Krause. Beide heirateten später Töchter des Feinpapierfabrikanten Louis DeJonge. Bei einem weiteren Schwiegersohn Dejonges, Louis Stroh aus Offenbach/M., fungierte Louis Wurster 1890 als Trauzeuge. Sein Bruder Dr. Casimir Wurster war für einige Jahre chemischer Leiter der Dejongeschen Papierfabriken.

Louis Wurster arbeitete spätestens 1884 bei H. H. Schwietering, Stursberg & Co., später H. H. Schwietering / Company, die 1870 als Generalvertretung der Tuchfabrik und Kammgarnspinnerei Johann Wilhelm Scheidt in Essen-Kettwig gegründet worden war. Die Niederlassung befand sich in Downtown Manhattan, zunächst 100 Grand Street, dann 28–30 Greene Street.

Ende 1891 muss Louis Wurster sehr krank gewesen sein, denn sein Bruder Erard brach eine geplante Geschäftsreise nach England ab, um bei ihm zu bleiben. Spätestens nach dem Tod des Partners A. P. Ralph im Jahr 1895 wurde Louis Junior-Partner bei H. H. Schwietering. In dieser Funktion befand er sich 1897 mit anderen Tuchhandelsunternehmen in einem Rechtsstreit, der vor dem Supreme Court of New York verhandelt wurde.

Am 5. November 1898 wurde Louis Wurster am Waverley Place Ecke Broadway, Manhattan, von einem Truck erfasst und daraufhin ins St. Vincent’s Hospital gebracht, wo er am selben Tag im Alter von 45 Jahren seinen Verletzungen erlag. Wäre er am diesem Tag im Bett geblieben, dann wäre er wohl kurz darauf ein wohlhabender Mann gewesen – sein Partner Hermann Heinrich Schwietering (1826–1899) hatte ihn und zwei weitere Freunde als Generalerben seines finanziellen Vermögens eingesetzt.

Louis Wurster war unverheiratet und hinterließ keine Nachkommen.

Geschwister:

  • Casimir Wurster (1854–1913), ohne Nachkommen
  • Elisabeth Charlotte von Landwüst (1856–1922), ohne Nachkommen
  • Marie Studemund (1858–1841), zwei Töchter
  • Theophil Wurster-Wester (1860–1907), ohne Nachkommen
  • Emilie Wurster-Wester (1864–1912), ohne Nachkommen
  • Erard Wurster-Wester (1868–1937), ohne Nachkommen
  • Rudolf Friedrich Carl Wurster (1875–1879), als Kind an Masern gestorben
  • Hugo Wurster (1876–1879), als Kind an Masern gestorben
Casimir Wurster

Casimir Wurster

* 07.08.1854 · † 29.11.1913

Casimir Wurster wurde am 7. August 1854 in Weidenthal bei Neustadt an der Weinstraße geboren. Er war das zweite Kind des Tuchhändlers Ludwig Wilhelm Gottlieb Wurster aus Wangen/Stuttgart und dessen Ehefrau Elisabeth Wagner aus Weidenthal. Er war ein Onkel mütterlicherseits von Catherina Godwin.

Sämtliche Nekrologe auf Casimir Wurster heben seinen Humor sowie seine Hilfsbereitschaft und Opferwilligkeit hervor. Schon als sein Vater Ludwig Wurster bei der Schlacht bei Wörth am 6. August 1870 in seiner Fabrik ein Lazarett einrichtete, half Casimir als sechzehnjähriger Schüler bei der Bergung und Überführung der Verwundeten beider Lager und rettete damit zahlreichen deutschen und französischen Soldaten das Leben. Als sein Vater die Tuchfabrikation um 1873/74 auflöste und das Werk zur Neuen Papiermanufaktur umrüstete, hatte Casimir Wurster Gelegenheit, sich auch mit den Prozessen und Technologien der Papierfabrikation gründlich vertraut zu machen. Weitere Einblicke gewann er vermutlich auch in Lambrecht und Weidenthal bei Neustadt an der Haardt (Neustadt a. d. Weinstraße), wo die Familie seiner Mutter an mehreren Tuch- und Papierfabriken beteiligt war (C. Wagner & Wurster, Alte Maschine, Schlossmaschine, Neue Maschine, Färberei, Walkmühlengesellschaft, Knöckel’sche Maschinenpapierfabrik). 1888 war sein Onkel Casimir Wagner außerdem Mitbegründer der Papierfabrik Knöckel, Schmidt & Cie, die im Jahr 2000 aufgrund Insolvenz die Produktion einstellte und zuletzt zum Cordier-Konzern gehörte.

Casimir Wurster besuchte das Kaiserliche Lyceum in Straßburg bis zur Obersekunda. Er studierte dann Chemie zunächst in Straßburg, später auch in Stuttgart und Heidelberg sowie Zürich, wo er 1873 promoviert wurde. In der Folge war er als Privatdozent am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich tätig. Er wurde Assistent von Viktor Meyer, mit dem er über die Nitroverbindungen der Fettreihe forschte, und führte mit seinen Schülern Untersuchungen über die Konstitutionsermittlung von Stoffen der aromatischen Reihe wie Dibrombenzol und Bromanilinen durch. 1876 siedelte er für kurze Zeit nach Paris über, im Folgejahr war er Assistent bei Fittio in Straßburg und 1878 bei Baeyer in München.

1878 veröffentlichte Casimir Wurster eine bahnbrechende und von der Industriellen Gesellschaft in Mulhouse prämierte Preisschrift über die Papierleimung mit Harz (Le collage du papier), in der er nachwies, dass nicht wie bis dahin angenommen das Tonerderesinat, sondern die freien Harzsäuren zur Verkittung der Papierfasern führen. darüber hinaus entwickelte er in München auf Basis aromatischer Basen wie Nitrodimethylanilin, Dimethyl-p-phenylendiamin und Tetramethyl-p-phenylendiamin neue Methoden zum Nachweis und zur colorimetrischen Bestimmung von Holzschliff im Papier. Die Indikatoren Di- und Tetra-Papier fanden unter dem Namen Wursters Reagens verbreitete Anwendung.

Von 1886 bis 1889 forschte Wurster in der Gad’schen Abteilung des physiologischen Instituts der Universität Berlin an physiologischen Themen wie der Eiweißoxydation mit salpetriger Säure und Wasserstoffsuperoxyd und dem Nachweis von aktivem Sauerstoffs in lebenden Organismen. Seine Arbeiten erschienen fast ausnahmslos in den Berichten der Deutschen Chemischen Gesellschaft.

Neben der wissenschaftlichen Tätigkeit war Wurster international als technischer Chemiker in führenden Unternehmen der Papierindustrie tätig, so als leitender Chemiker der Buntpapierfabrik De Jonge in New York und als technischer Berater der Buntpapierfabriken Dickinson in London. Um 1903 zog Casimir Wurster nach Dresden, wo er selbst als Fabrikant tätig wurde.

Neben der Chemie entwickelte Wurster zahlreiche verfahrenstechnische Neuerungen für die Zerfaserung von Papierbrei, auf die er eine Reihe internationaler Patente hielt. Als Mitbegründern des Vereins der Zellstoff- und Papierchemiker war er ferner auch in der Verbandsarbeit aktiv.

In jungen Jahren betätigte sich Casimir Wurster als Kunstsammler und erwarb nach und nach eine bedeutende Sammlung von Werken deutscher, niederländischer, flämischer und französischer Meister des 16. bis 19. Jahrhunderts, die er 1896 im Kölner Auktionshaus Heberle versteigern ließ. Der umfangreiche Katalog zu dieser Auktion ist als Digitalisat bei archive.org verfügbar.

Casimir Wurster starb infolge einer Krebserkrankung am 29. November 1913 in Dresden im Alter von 59 Jahren ohne Nachkommen.

Geschwister:

  • Louis Wurster (1853–1898), ohne Nachkommen
  • Elisabeth Charlotte von Landwüst (1856–1922), ohne Nachkommen
  • Marie Studemund (1858–1941), zwei Töchter
  • Theophil Wurster-Wester (1860–1907), ohne Nachkommen
  • Emilie Wurster-Wester (1864–1912), ohne Nachkommen
  • Erard Wurster-Wester (1868–1937), ohne Nachkommen
  • Rudolf Friedrich Carl Wurster (1875–1879), als Kind an Masern gestorben
  • Hugo Wurster (1876–1879), als Kind an Masern gestorben

Elisabeth Charlotte von Landwüst née Wurster

* 10.08.1856 · † 30.10.1922

Elisabeth Charlotte Wurster wurde am 10. August 1856 in Weidenthal bei Neustadt an der Weinstraße geboren. Sie war das dritte Kind des Tuchfabrikanten Ludwig Wilhelm Gottlieb Wurster aus Wangen/Stuttgart und dessen Ehefrau Elisabeth Wagner aus Weidenthal. Sie war eine Tante mütterlicherseits von Catherina Godwin.

Im Alter von zwei Jahren zog Elisabeth Wurster mit ihren Eltern nach Straßburg, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbracht haben dürfte. Im August 1875 begleitete sie ihren Bruder Louis an Bord der Frisia in die USA und kehrte allein zurück. Am 19. Mai 1880 heiratete sie in Straßburg den Offizier Hans Werner Eberhard von Landwüst (1849–1930), zur Zeit der Eheschließung Premier-Lieutenant im 11. hessischen Pionier-Bataillon in Castel (Heun). Landwüst diente später als Major in der 2. Ingenieur-Inspektion in Kulm (Ostpreußen). 1894 wurde er als Kommandeur des 4. Pionier-Bataillons nach Magdeburg versetzt, wo er als Teilhaber der Magdeburger Actien-Brauerei in Erscheinung tritt. Während des 1. Weltkriegs wurde er als Reservist zum Oberstleutnant befördert. 1919 wohnten die Landwüsts noch in Magdeburg.

Während des Ersten Weltkriegs engagierte sich Elisabeth von Landwüst für das Internationale Rote Kreuz. Darüber hinaus war außer Erwähnungen ihrer Lebensdaten im Handbuch des deutschen Adels und ähnlichen Nachschlagewerken nichts über sie in Erfahrung zu bringen.

Elisabeth Charlotte von Landwüst starb am 30. Oktober 1922 im Alter von 66 Jahren in Achern im Ortenaukreis – dort befand sich auch die Heilanstalt Illenau, in der 1903 ihr Schwager Arnd von Landwüst sowie 1912 ihre Schwester Emilie Wurster verstorben waren. Sie hinterließ keine Nachkommen.

Hans von Landwüst zog nach dem Tod seiner Frau zu seinem Bruder Kraft von Landwüst auf das Gut Solliden bei Flen, Södermanlands Län, Schweden, wo er 1930 verstarb. Seine preußische Offiziersuniform ist in einem dortigen Museum ausgestellt.

Geschwister:

  • Louis Wurster (1853–1898), ohne Nachkommen
  • Elisabeth Charlotte von Landwüst (1856–1922), ohne Nachkommen
  • Marie Studemund (1858–1941), zwei Töchter
  • Theophil Wurster-Wester (1860–1907), ohne Nachkommen
  • Emilie Wurster-Wester (1864–1912), ohne Nachkommen
  • Erard Wurster-Wester (1868–1937), ohne Nachkommen
  • Rudolf Friedrich Carl Wurster (1875–1879), als Kind an Masern gestorben
  • Hugo Wurster (1876–1879), als Kind an Masern gestorben
Marie Studemund geb. Wurster

Marie Studemund geb. Wurster

* 23.08.1858 · † 14.01.1941

Marie Studemund wurde am 23. August 1858 in Weidenthal bei Neustadt an der Weinstraße geboren. Sie war das vierte Kind des Tuchfabrikanten Ludwig Wilhelm Gottlieb Wurster aus Wangen/Stuttgart und seiner Ehefrau Elisabeth Wagner aus Weidenthal. Sie war die Mutter von Catherina Godwin.

Im Jahr 1882 heiratete sie in Stuttgart den Philologen Adolph Friedrich Wilhelm Studemund, mit dem sie zwei Kinder hatte: Marie Elisabeth Studemund (1883–1909) und Emmie Klara Studemund alias Catherina Godwin (1884–1958). Die Familie lebte zunächst in Straßburg, wo Friedrich Studemund an der neugegründeten Universität die Philologie leitete.

1885 folgte Friedrich Studemund dem Ruf an die Universität Breslau. Nach dem Umzug erkrankte er an Krebs und musste sich mehreren Operationen unterziehen. Anfang 1889 stand fest dass er die Krankheit nicht überleben würde. Marie Studemund übernahm seine Pflege gemeinsam mit ihrer Schwester Emilie, die eine Ausbildung zur Krankenpflegerin absolviert hatte. Wilhelm Studemund arbeitete bis zuletzt an der Fertigstellung seiner begonnenen Arbeiten. Gleichzeitig ordnete er gemeinsam mit seiner Mutter Auguste geb. Busch sein Vermögen und sorgte für die Absicherung seiner Familie, bis er am 8. August 1889 verstarb.

Am 8. März 1892 heiratete Marie Studemund in Breslau den angesehenen Pharmakologen Wilhelm Oskar Friedrich Filehne, Trauzeugen waren der Pharmazeut Theodor Poleck ( > Wikipedia) und der Pathologe Emil Ponfick ( > Wikipedia), beide in jenen Jahren Rektoren der Breslauer Universität. Die Ehe wurde jedoch noch im selben Jahr gerichtlich aufgehoben. Die Akte zu diesem Prozess wurde im 2. Weltkrieg vernichtet, sodass sich die Gründe für die Scheidung nicht ermitteln lassen. Marie Studemund blieb noch bis 1896 in Breslau, dann zog sie mit ihren Töchtern nach Straßburg, wo sie zunächst bei ihrer Mutter in eine großbürgerliche Wohnung am Universitätsplatz einzog und im Folgejahr einen eigenen Haushalt in der Fischartstraße 12 gründete.

Nachdem die Töchter 1904 und 1905 geheiratet hatten, zog Marie Studemund nach Kreuznach, wo sie eine enge Verbindung zu ihrer Tante Maria Schneegans geb. Wagner und deren Familie pflegte. Als ihre Tochter Marie Devaux 1909 starb, ließ sie den Leichnam zur Beisetzung nach Kreuznach überführen. Sie lebte hier bis zum Tod ihrer Mutter Elisabeth Wagner im Jahr 1926, dann übernahm sie deren Wohnung in Baden-Baden, wo sie am 14. Januar 1941 im Alter von 82 Jahren verstarb. Sie wurde kremiert und im Gemeinschaftsgrab mit ihrer 1912 verstorbenen Schwester Emilie beigesetzt.

Kinder:

  • Marie Elisabeth Devaux (1883–1909), ein Sohn
  • Emmie Klara de Vargas Studemund alias Catherina Godwin (1884–1958), ohne Nachkommen

Geschwister:

  • Louis Wurster (1853–1898), ohne Nachkommen
  • Casimir Wurster (1854–1913), ohne Nachkommen
  • Elisabeth Charlotte von Landwüst (1856–1922), ohne Nachkommen
  • Theophil Wurster-Wester (1860–1907), ohne Nachkommen
  • Emilie Wurster-Wester (1864–1912), ohne Nachkommen
  • Erard Wurster-Wester (1868–1937), ohne Nachkommen
  • Rudolf Friedrich Carl Wurster (1875–1879), als Kind an Masern gestorben
  • Hugo Wurster (1876–1879), als Kind an Masern gestorben

Théophil Wester

* 20.01.1860 · † 25.09.1907

Théophil Wurster wurde am 20. Januar 1860 in der Rupprechtsau bei Straßburg als Sohn des Tuchfabrikanten Ludwig Wilhelm Gottlieb Wurster aus Wangen/Stuttgart und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. Wagner aus Weidenthal bei Neustadt an der Weinstraße geboren. Er war ein Onkel mütterlicherseits von Catherina Godwin.

Über Théophil Westers Lebensweg ist wenig bekannt. Er war das erste Kind der Wursters, das nach dem Umzug nach La Robertsau zur Welt kam. Vermutlich besuchte er wie sein Bruder Casimir das kaiserliche Lyzeum in Straßburg und schlug dann eine Militärlaufbahn ein. Im Straßburger Adressbuch wird er 1880 als Seconde-Lieutenant im 14. Pionier-Bataillon und 1884/84 als Lieutenant geführt. Danach wird er erst 1895 bis 1900 als Hauptmann wieder genannt.

Am 24. Mai 1904 wird Théophil Wurster durch Verfügung des königlichen Regierungspräsidenten in Düsseldorf ermächtigt, den Familiennamen Wester zu führen. 1904/1905 ist er Ingenieur-Offizier vom Platz im Rang eines Majors in der 4. Ingenieur-Inspektion in der Festung Wesel.

Am 25. September 1907 starb Théophil Wester in Straßburg. Das Standesbuch vermerkt ihn als Major der Fortifikation Mainz und gibt als Todesursache eine Darmverschlingung an, in der Krankenakte seiner Schwester Emilie wird hingegen Krebs als Todesursache genannt. Sein Leichnam wurde mit der Bahn zur Beisetzung nach Heidelberg überführt. Er war nicht verheiratet und hinterließ keine Nachkommen.

Geschwister:

  • Louis Wurster (1853–1898), ohne Nachkommen
  • Casimir Wurster (1854–1913), ohne Nachkommen
  • Elisabeth Charlotte von Landwüst (1856–1922), ohne Nachkommen
  • Marie Studemund (1858–1941), zwei Töchter
  • Emilie Wurster-Wester (1864–1912), ohne Nachkommen
  • Erard Wurster-Wester (1868–1937), ohne Nachkommen
  • Rudolf Friedrich Carl Wurster (1875–1879), als Kind an Masern gestorben
  • Hugo Wurster (1876–1879), als Kind an Masern gestorben

Emilie Wurster-Wester

* 20.6.1864
† 7.12.1912

Emilie Wurster wurde am 20. Juni 1864 in Straßburg im Elsass geboren. Sie war das fünfte Kind des Tuchfabrikanten Ludwig Wilhelm Gottlieb Wurster aus Wangen/Stuttgart und seiner Ehefrau Elisabeth Wagner aus Weidenthal. Sie war eine Tante mütterlicherseits von Catherina Godwin.

Emilie Wurster besuchte in Straßburg zunächst eine Kinderschule, dann ein Privatpensionat und zuletzt die Höhere Töchterschule. Als sie 13 Jahre alt war, starben ihre kleinen Brüder Rudolf und Hugo vier- und dreijährig an Masern.

Mit 16 Jahren wurde sie in ein Pensionat in Lausanne geschickt, wo sie 1881/82 auf die Ehe vorbereitet wurde. 1883 zog sie zunächst wieder zu ihren Eltern, die zu dieser Zeit in Stuttgart wohnten. Im Folgejahr begab sie sich mit ihrem Bruder Louis Wurster zur Ausbildung in die USA. Sie bereiste dort den gesamten mittleren Westen, kehrte nach 18 Monaten allein nach Deutschland zurück und zog wieder zu ihren Eltern, die nun in Baden-Baden wohnten. In der Folgezeit hielt sie sich hauptsächlich bei ihren Geschwistern in Straßburg und Breslau auf. 1889 unterstützte sie ihre Schwester Marie Studemund bei der Pflege ihres krebskranken Mannes Wilhelm Studemund, bei dessen Tod sie anwesend war. Als ihr Vater Ludwig Wilhelm Gottlieb Wurster Anfang 1890 starb, beorderte die Mutter sie telegrafisch zurück nach Baden-Baden. Im Folgejahr zogen beide nach Straßburg, wo sie gemeinsam wohnten bis sie 1907 ebenfalls gemeinsam nach Baden-Baden zogen.

1902 hatte sich Emilie Wurster nach Bern begeben, um in der Klinik von Professor von Speyer die Krankenpflege zu erlernen – vor allem in der Hoffnung, sich dort von ihren Selbstmordgedanken befreien zu können. Sie blieb etwas über ein Jahr dort und war unter anderem als Pflegerin in der Psychiatrie beschäftigt. Offenkundig brach in dieser Zeit ihre Schizophrenie-Erkrankung erstmals aus, sie kehrte mit einem Geist namens Xoize zurück, der ihr Befehle erteilte und dem sie gehorchte. Später arbeitete sie zeitweise bei Otto Binswanger, der sie in der Psychiatrie in Bellevue (in Kreuzlingen, Schweiz) einsetzte, sowie nach Berlin zu Prof. Lähr in dessen Klinik „Schweizerhof“ (am Treptower Damm in Zehlendorf). Es scheint bizarr, dass eine offenbar psychisch stark beeinträchtigte Frau mit heftigen Schizophrenie-Schüben von drei der angesehensten Nervenärzte ihrer Zeit als Psychiatriepflegerin eingesetzt wurde.

Am 22. November 1912 wurde Emilie Wurster von ihrer mittlerweile 78-jährigen Mutter in die Heilanstalt Illenau eingewiesen, wo sie am 7. Dezember 1912 an einer Sepsis starb. In ihrer Krankenakte findet sich eine detaillierte Beschreibung ihrer Geistesstörung. Sie versuchte unter anderem, durch die Leberwurst am Frühstückstisch Kontakt zu ihrem verstorbenen Bruder Louis aufzunehmen und hielt den Ehemann ihrer Nichte Marie-Elisabeth, Dr. Félix-Albert Devaux, für die Verkörperung des Bösen.

Emilie Wurster wurde in Baden-Baden bestattet, ihre Schwester Marie wurde 1941 im selben Grab beigesetzt.

Geschwister:

  • Louis Wurster (1853–1898), ohne Nachkommen
  • Casimir Wurster (1854–1913), ohne Nachkommen
  • Elisabeth Charlotte von Landwüst (1856–1922), ohne Nachkommen
  • Marie Studemund (1858–1841), zwei Töchter
  • Theophil Wurster-Wester (1860–1907), ohne Nachkommen
  • Erard Wurster-Wester (1868–1937), ohne Nachkommen
  • Rudolf Friedrich Carl Wurster (1875–1879), als Kind an Masern gestorben
  • Hugo Wurster (1876–1879), als Kind an Masern gestorben
Erard Wurster-Wester

Erard Wurster-Wester

* 13. 06.1868 · † 07.08.1937

Erard Wurster wurde am 13. Juni 1868 in Straßburg als Sohn des Tuch- und Papierfabrikanten Ludwig Wilhelm Gottlieb Wurster aus Wangen/Stuttgart und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. Wagner aus Weidenthal bei Neustadt an der Weinstraße geboren. Er war ein Onkel mütterlicherseits von Catherina Godwin.

Einen Tag nach seinem siebzehnten Geburtstag im Jahr 1885 wanderte Erard Wurster, wie 9 Jahre zuvor sein Bruder Louis, in die USA aus. Seinen Nachnamen änderte er ebenso wie seine Schwester Emilie und später sein Bruder Theophil in Wester. Dennoch trat er in den ersten Jahren in den USA ausschließlich unter dem Namen Woorster auf, auch im Testament seines Bruders Louis wird er so genannt. Erst nach Erlangen der US-amerikanischen Staatsbürgerschaft verwendete er den Namen Wester, auch offiziell wurde er daher zunächst unter Woorster, später unter dem Doppelnamen Wurster-Wester geführt.

Erard war vermutlich zunächst bei seinem älteren Bruder Louis, der Antrag auf Einbürgerung vermerkt dieselbe Adresse (228 W 42nd Street, direkt am späteren Times Square) für Erard und den als Zeugen auftretenden Louis. 1888 erwarb Erard Land in Gayton, North Dakota, einem Ort, der mittlerweile durch Anstauung des Mississippi im Lake Oahe versunken ist. Dort baute er sich eine Farm auf, züchtete Schafe und Clydesdale-Stuten, übernahm das dortige Postamt und war bald weit und breit bekannt und angesehen, wovon zahlreiche Zeitungsartikel in der Bismarck Tribune zeugen. 1890 wollte er wohl umsiedeln und seinen Betrieb vergrößern, hatte aber unfassbares Pech: Am 18. April 1890 zerstörte ein Präriebrand die riesige Farm, die er gerade von einem John W. Scott gekauft hatte. Der Kaufvertrag war wenige Stunden zuvor in Kraft getreten. “The flames destroyed everything within reach, and the loss is very heavy”, so die Tribune unter der Überschrift “Unfortunate Woorster”. Glücklicherweise war sein Viehbestand noch nicht vor Ort. Auch in der Folgezeit hatte er es nicht gerade leicht, die Zeitung berichtet von seinem Kampf gegen Viehdiebe, Überschwemmungen und andere Widrigkeiten. Dennoch erlöste er für seine Wolle im Jahr 1891 den stattlichen Betrag von 5000 Dollar, was einer heutigen Kaufkraft von etwa 132.000 US$ entspricht. Im Jahr 1892 hatte er über 6500 Schafe, die ihm je 7 Pfund Wolle lieferten, und schätzte das jährliche Wachstum auf 85 bis 90 Prozent. Ab 1893 war er zusätzlich als Agent für eine Wollspinnerei tätig und wickelte den Wollankauf mit den Farmern ab.

Im November 1894 verkaufte Erard seine Farm in Gayton an Charles McIntyre, den ersten Siedler am Ort, um nach New York zu ziehen. Dennoch war er bis 1897 weiterhin ständig vor Ort, unternahm Jagdausflüge, betätigte sich als Pianist und musikalischer Leiter bei örtlichen Wohltätigkeitsveranstaltungen, griff einem gewissen Fräulein Katie Kern vom Sheridan House hilfreich unter die Arme und verklagte einen Ed Holland auf Schadenersatz, weil dieser ihn des Pferdediebstahls verdächtigt und auf diese Weise für einige Tage unschuldig hinter Gitter gebracht hatte.

Die Winter verbrachte Erard Wester in New York. Auch Anfang 1898 hielt er sich wieder dort auf – es war wohl das letzte Mal, dass er seinen Bruder Louis lebend sah. Im Mai kehrte er nach Gayton zurück, er scheint jedoch in jenem Jahr seine Zelte in Emmons County, North Dakota endgültig abgebrochen zu haben. Nach dem Tod des Bruders wohnte er in Brooklyn und arbeitete als Handlungsreisender für Masson & Co., New York, in deren Auftrag er sich im Oktober 1899 an Bord der Empress nach Japan begab. Bis 1911 war er dann laufend auf Reisen. Neben Wohnsitzen in New York, San Francisco und San Diego sind Aufenthalte in Straßburg, Brünn, Bremen, Berlin, Paris, Birmingham und Russland nachweisbar. Spätestens ab 1908 war er bei der Sperry Flour Company in San Francisco beschäftigt.

Im August 1904 war Erard als Trauzeuge seiner Nichte Marie Elisabeth Devaux in Straßburg, im darauffolgenden Frühjahr absolvierte er einen wahren Reisemarathon. Am 10. Mai in New York gelandet, heiratete er am 17. Juni im 5000 km entfernten San Francisco die Josephine Hock. Einem Zeitungsartikel zufolge planten die Beiden, während ihrer Flitterwochen Mexico und Kanada zu bereisen, um im August nach Europa aufzubrechen. Im November 1905 war er wieder in Straßburg, um auch bei der Heirat von Emmie Klara de Vargas Studemund (Catherina Godwin) als Trauzeuge zu fungieren.

Im Jahr 1908 wird Erard Wester gemeinsam mit Heinrich Blecher und Richard Zademack als erster Direktor der neu gegründeten Sinalco AG genannt (Chemiker-Zeitung, Jg. 1908, Bd. 32, S.105), taucht jedoch in der Folge nicht mehr in diesem Zusammenhang auf. Vermutlich war er 1909 bei der Beerdigung seiner Nichte Marie Devaux in Kreuznach. Im August 1910 finden wir ihn gemeinsam mit seiner Frau Josephine auf der Rückreise in die USA.

Nach Schlaganfällen 1911 und 1912 partiell gelähmt, kam Erard Wester Anfang 1914 auf Anraten seines Arztes zur Kur nach Baden-Baden, während seine Frau in San Fancisco blieb. Während des ersten Weltkriegs wurde er von deutschen Soldaten misshandelt und erlitt einen Nervenzusammenbruch, der eine dauerhafte Nervenschädigung nach sich zog. Mittlerweile völlig verarmt, versuchte er nach dem Krieg u. a. als Gemüsehändler in Hamburg und als Schrottsammler in Straßburg, die Mittel für die Rückkehr nach Kalifornien aufzubringen. Seine Frau Josephine geb. Hock wird jedoch in Adressbüchern ab 1920 als Witwe geführt.

In seinem Passantrag hatte Wester angegeben, den Pass für den Grenzübertritt nach Deutschland zu benötigen, um seine bettlägerige Mutter in Baden-Baden zu besuchen und den günstigen Wechselkurs für seine Versorgung zu nutzen. Der zuständige Beamte in Kehl sah es als unwahrscheinlich an, dass Wester jemals die Mittel für eine Rückkehr in die USA aufbringen und dort seinen Lebensunterhalt bestreiten können werde. Obwohl das Konsulat in Hamburg der Empfehlung aus Kehl nicht folgte und Erard Wurster-Wester einen neuen Pass ausstellte, gelang es diesem offenbar nicht mehr, in die USA zurückzukehren. Er starb am 8. August 1937 in Straßburg im Alter von 69 Jahren und hinterließ keine Nachkommen.

Geschwister:

  • Louis Wurster (1853–1898), ohne Nachkommen
  • Casimir Wurster (1854–1913), ohne Nachkommen
  • Elisabeth Charlotte von Landwüst (1856–1922), ohne Nachkommen
  • Marie Studemund (1858–1841), zwei Töchter
  • Theophil Wurster-Wester (1860–1907), ohne Nachkommen
  • Emilie Wurster-Wester (1864–1912), ohne Nachkommen
  • Rudolf Friedrich Carl Wurster (1875–1879), als Kind an Masern gestorben
  • Hugo Wurster (1876–1879), als Kind an Masern gestorben

Author: Andreas Schüler

Geboren 1970 · Aufgewachsen in Nordhessen · Studium in Frankfurt und Halle · Lebt und arbetet in Berlin · Stationen als Ghostwriter, Konzepter, Art Director, Onlineredakteur, Creative Director, Head of Content, Head of Marketing. Vater von zwei Söhnen.

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